Sonntag, 24. März 2024

Bangladesh

Bona jorno, kara prezenta amiki ! Das muss wohl nicht übersetzt werden. Das ist Ido, eine bereits vor über hundert Jahren aus dem Esperanto weiterentwickelte Plansprache. Sie klingt ein wenig mediterran, was nicht verwundert, denn neben Russisch, Englisch und Deutsch sind Franzosisch, Italienisch und Spanisch die Quellsprachen des Ido. Wenn Sie ausserdem bedenken, dass 50% des Englisch-Wortschatzes romanische Wurzeln hat und auch wir Deutschen ja viele Lehn-bzw. Fremdwörter täglich benutzen, kann man sich vorstellen, dass diese Sprache schon allein wegen ihres Wiedererkennungswertes leicht erlernar ist. Unsere satzungsgemalle Zielstellung lautet: 1. Jeder soll in erster Linie seine eigene Muttersprache beherrschen und 2. eine weitere Sprache als erste Fremdsprache für alle: wir schlagen Ido vor! Nehmen wir nur die EU mit inzwischen 27 Amtssprachen. Da alle Abgeordneten in ihrerı Muttersprache sprechen dürfen, muss alles in die jeweils anderen Sprachen übersetzt werden. Dafür werden 25 Dolmetscher hin und 25 zurück benötigt. Da aber die Konzentrationsfähigkeit selbst erfahrener Dolmetscher nach zwei Stunden am Stück nachlässt, wird Ablösung benötigt. Da sind wir bei 100 notwendigen Simultandolmetschern. Hinzu kommen hunderte Übersetzer für die Papierberge in Brüssel, Luxemburg und Strassburg. Das ist irgendwann weder organisierbar und noch finanzierbar. Und gibt es überhaupt einen Maltesisch-Heimatsprachler mit litauischen Kenntnissen? Und wenn ja: hat er auch Interesse an solchem Job. Es ist also schwierig und mit jeder Neuaufnahme in die EU werden die Probleme umfangreicher. Und die Praxis, Abgeordnete und Angestellten der EU nicht nach Fachkompetenz sondern nach Frerndsprachenkornpetenz auszuwählen, ist politisch untragbar. Oft wird uns entgegengehalten: .Englisch ist doch schon eine weltweit verbreitete Sprache. Ja, sicher kann man mittels Touristen-Englisch und Händen und Füßen weltweit ein Fahrkarte kaufen, etwas zu essen bestellen oder irgendjemanden erwischen, der einem den Weg zum nächsten Hotel erklärt. Wenn sich aber "einfache Leute" über sie persönlich drängende soziale Sorgen oder Risiken der globalisierten Welt austauschen wollen, dann benötigen sie einen Dolmetscher. In den Chefetagen vieler Konzerne dagegen wird weltweit heute bereits in (American-)Englisch über den Abbau von Arbeitsplätzen entschieden. Den Betroffenen wird es dann in ltalienisch, Polnisch, Deutsch, Griechisch ... verklickert. Nicht in einer Sprache aller! Damit alle Menschen weltweit auf gleicher Augenhöhe miteinander kommunizieren können, schlagen wir Ido vor, eine Sprache für alle gleichermaßen fremd und vertraut: Ein Alphabet, das auf jeder Tastatur weltweit geschrieben werden kann. Alles wird so gesprochen wie geschrieben. Eine einfache Konjugation und Deklination! Keine Ausnahmen in Grammatik und Orthografie!Deutsche Ido-Gesellschaft e.V. (Amtsgericht Charlottenburg Vereins-Registratur 25943 B) Wöchentlichcr Treff: freitags 15 bis 18 Uhr, Rusche –Str. 43 Kontakte: c/o Eberhard Scholz, Rosenfelder Ring 44, 10315 Berlin Telefon: 030-4256744; E-Mail: infor@idolinguo.de; Internet: http://www.idolinguo.deı Li via a hem De Dorlota Burdon Hay ancor in li comense de ho-februar nive. Yo esset in via a hem de mi max bon amica. Noi ha discusset pri important temas quam púeres, li scola e vestimentes e pro to li témpor passat tre rapidmen. It ja esset hora six in li véspere e it ja esset obscur. Noi ancor havet nive e glacie sur li stradas e vias. Li glacie cracat sub mi pedes durant chascun passu. Yo ne videt altri homes in li strada pro que it esset vermen frigid. Mi matre ja hat scrit a me un curt missage per smartfon ú yo esset. Ella sempre suciat pri me pro que yo es un puella in li etá de 15 annus. Fórsan ella lee tro mult articules pri crimines in alquel jurnales. Yo respondet strax que yo esset ja sur li via a hem. Yo presc hat atinget li dom de mi genitores. Subitmen yo videt un strangi litt mann hante un mustache e un barbe puntat. Ti person hat aparit quasi de necú e yo hat nequande videt il antey. Il esset presc du capes plu micri quam yo e il havet nigri capilles, queles il hat pectinat a detra. Támen li max strangi cose esset que ti nan ne portat alqual jaque, ma solmen un blanc camise e un nigri gilete, benque it esset tant frigid éxter. Noi habitat in un grand cité e ta yo ha ja videt mult strangi persones in li stradas e in li trenes e in li autobuses, ma ti-ci person esset vermen ínusual. Li timore in me crescet plu e plu quande li nan aproximat se vers me. Yo totmen ne comprendet pro quo yo ne posset audir li passus del mann sur li nive e li glacie. Ne esset alcun bruida audibil! In prim yo pensat que fórsan mi passus esset tam bruiosi que yo ne audit su passus. Yo mem ne posset vider li pedes del man. It semblat a me que il planeat super li suol. Pro to yo provat marchar tam pianimen e lentmen quam yo posset. Ma to ne changeat alquó. Tam plu proxim il venit quam plu yo esset iritat pri to. Nu yo ja posset vider su ocules. It semblat a me que il totmen ignorat me. Su ocules esset frigid sin alqual emotion e il regardat fixmen adin li vacuitá. Ma to changeat se strax quande yo tornat me a il quelc metres plu tard. Nam li nan hat tornat se anc a me e nu yo posset percepter li pur odie in su ocules. E subitmen li nan dit con un obscur voce plen de odie a me: "Nequí es ci por audir tui crias. E yo ama li crias de puellas quam tu. E tui callid sangue va colorar li blanc nive rubi". Mi ocules agrandat se e li sangue congelat in mi córpore pro horrore. Yo comensat currer, ma it esset tro tard por me! Yo pregat que to esset solmen un stult cochemare e que yo bentost va avigilar me in mi callid chambre. Ma li frigore esset tant real...

Montag, 27. November 2023

Expolingua Folien

Gliederung des Vortrages


1. Einleitung: Was ist Ido?

2. Kurze Geschichte des Ido

3. Grundzüge des Ido

4. Ido und die Idobewegung heute

5. Sprachbeispiele: Wir sprechen Ido!


1. Was ist Ido?

Ido ist eine Plansprache

Ido ist eine Welthilfssprache.

Ziel einer Welthilfssprache ist es die menschliche Kommunikation unter Sprechern verschiedener Sprachen zu vereinfachen

Ido ist als einfach zu erlernende Zweitsprache gedacht für alle


2. Geschichte des Ido

1900 Weltausstellung in Paris resultiert 1901 ein Einsetzung der Delegation für die Annahme einer internationalen Hilfssprache

1907 Die Delegation schlägt ein reformiertes Esperanto nach den Ideen des anonymen Projekts „Ido“ vor.

Schöpfer des Ido sind der französische Mathematiker Louis Couturat und der Gelehrte Louis De Beaufront.

Ido bedeutet in Esperanto „Abkomme, Nachkomme“, Ido heißt auch „Idiomi di omni“ )

Ab 1921 jährliche Weltkongresse, 1922 in Dessau und 1923 in Kassel

Im Nationalsozialismus wurde Ido verboten.

In der DDR durfte sich Ido nicht organisieren

Ab circa 2000 neuer Aufschwung durch das Internet.


3. Grundzüge des Ido


3.1 Alphabet, Aussprache und Betonung

Alphabet: lateinische Schrift ohne Sonderbuchstaben. Phonetische Aussprache


Aussprache: 9 Abweichungen zum Deutschen

c = deutsches z Bsp cirko (Zirkus), cent (hundert), certa (sicher, gewiss)

ch = tsch Chekia (Tschechien), chokolado (Schokolade), chera (teuer)

sh = hartes sch, shako (Schach), shuo (Schuh), shamar (sich schämen)

j = weiches sch wie FRZ Journal, jurnalo (Zeitschrift), jupo (Rock), joyar (sich freuen)

s = ß, santa (heilig), sporto (Sport), studiar (studieren)

z = weiches s wie in Rose; zebro (Zebra), hazardo (Zufall)

v = w: varma (warm), vazo (Vase), vidar (sahen)

y = deutsches j, kein Vokal; yaro (Jahr), yuna (jung),

w = englisches w; wiskio (Whiskey), werar (tragen, anhaben)


Betonung: vorletzte Silbe, nur bei Infinitiven -ar auf letzter Silbe, i und u vor Vokalen zählen nicht als Silben für die Betonung


3.2 Grundzüge der Grammatik


Artikel: la, la viro, la muliero, la lampo, kein Pluralartikel la viri, la mulieri, la lampi, keinen unbestimmten Artkel. Wenn kein anderes Wort die Mehrzahl bezeichnet “le”. Le Schmidt

Substantiv: endet in der Einzahl auf -o, im Plural auf -i; la tablo la tabli, la homo la homi. Keine Fallendung, fakultativ -n bei AKK wenn ich das Objekt vorziehe. La monton me vidas! Subtantive an sich geschlechtsneutral puero, aber puerino puerulo

Adjektiv: endet auf -a, wird weder nach Geschlecht noch bei SGL oder PLU verändert, la granda domo, la granda domi.

Adverb: Adjektiv -e statt -a. Tu parolas bone Ido! Il kuras rapide.

Personalpronomen; me (ich), tu, (du) 3.person, il(u) m. el(u) w, ol(u) Sache, geschlechtsneutral (1907 nur von Männern geschaffen lu, Ido seiner Zeit weit voraus, Vu Höflichkeitsform, ni (wir), vi (ihr), li = sie für alle drei Geschlechter, eli, ili, oli, Rückbezüglich su, Neutral man “on(u)”

Possessivpronomen: Personalpronomen + Adjektivendung -a mea domo, tua libro, elua robo,nia blanka stulo

Demonstrativpronomen: ica dieser, ita jener kann spezifiziert werden ilca, ilta elca elta, lo = es, das

Fragenpronomen; ka(d) bei Entscheidungsfragen, Relativpronomen und Fragenpronomen: qua wer, welcher, qui Pl wer welche, quo was Qua venas? Wer kommt?

Wortbildung:I do verfügt zudem über ein System von Vor- und Nachsilben zur Wortbildung wie ex- ehemalig ex-spozino, ne- nicht, neutila Suffixe: -in weiblich puerino, -ismo Lehre System, socialismo, -isto Beruf: dentisto, auch Idisto, -et Verkleinerung monteto (Hügel) -eg Vergrößerung: domego großes Haus, Anwesen.



3.3. Verben im Ido


- Infinitiv -ar, amar (zu lieben)

- Präsens -as, nicht nach Personen gebeugt, me amas tu, tu amas, vi amas

- Vergangenheit: -is me vidas, tu vidas, elu venas, ni venas

- Futur: -os me ludos, tu ludos, li ludos

- Konditional (Bedigungsform) -us, me dicus, tu dicus, li dicus

- Partizip: Aktiv -ant, -int, -ont, Passiv -at, -it,- ot parolanta, parolata. Aus Partizip können weitere Zeitformen wie Perfekt, Plusquamperfekt, Futur 2 gebildet werden, die genannten vier Zeitformen sind jedoch für die gesprochene Sprache ausreichend

- Das Hilfszeitwort esar zu sein wird für die Passivformen und der Bildung der zusammengesetzten Formen genutzt: me esas amata oder me amesas (ich werde gebliebt)

- Zusammengesetzte Zeiten des Aktivs mit -ab oder der Partizipien; me amabis oder me esis aminta

- Imperativ- ez! Alle Personen, Parolez Ido!


4. Ido heute - FAQ


Wie viele Sprecher hat Ido? Unklar, es gibt Facebookgruppen mit fünfhundert Mitgliedern, Esperantisten verstehen Ido.

Wo wird Ido verwendet? Es gab und gibt Bücher und Zeitschriften in Ido, auf Idotreffen wie dem Weltjahrestreffen, der Jahreshauptversammlung, der DIG bei den Ido-Amiki Berlin, wöchentlich finden zwei Videokonferenzen auf Ido statt.

Welche Zeitschriften gibt es auf Ido? Ido-Saluto! Aus Deutschland, Progreso Zeitschrift des Weltbandes ULI, Adavane! Aus Spanien, Kuriero Internaciona jetzt Teil von Progreso

Gibt es Literatur auf Ido? Es gibt eine breite Literatur auf Ido, sowohl Übersetzungen als auch Originalliteratur, berühmte Autoren Andre Juste, Brian Drake, Goncalo Neves. Jedes Jahr neue Bücher, viele aber nur im Internet, es gibt Shakespeare Übersetzung, Bahnwärter Thiel von G.S. Originalkrimis von Brian Drake, Erotikliteratur von Goncalo Neves, breites Spektrum,-

Wie ist Ido heute organisiert? Deutsche Ido-Gesellschaft e.V. ULI (Uniono por la linguo internaciona): Weltverband

Ist Ido im Internet vertreten? Ido-Wikipedia mit 41.249 Artikeln (12.11.2023), zahlreiche Facebookgruppen, Telegramgruppen, WhatsApp Gruppen, YouTube Videos Deutsche Ido-Gesellschaft, Google Gruppen, Musikvideos

FAZIT: Ido ist heute eine voll ausgebildete Sprache, die mündlich und schriftlich verwendet wird und zur internationalen Zweitsprache geeignet ist.

AUSBLICK: Ido ist als Weltsprache sehr geeignet, der politische Wille ist jedoch angesichts der Dominanz des Englischen nicht vorhanden.


5. Sprachbeispiele

5. 1 Wichtige Phrasen


Saluto! - Hallo!

Bona jorno! - Guten Tag!

Quale tu standas? - Wie geht es dir?

Me standas bone. - Mir geht es gut

Mea nomo esas Thomas. - Ich heiße Thomas

Danko, Me pregas. - Danke. Bitte (um etwas bitten)

Til rivido! - Auf Wiedersehen!

Ido esas bela e facila linguo. - Ido ist eine schöne und leichte Sprache.

Ka tu parolas Ido? - Sprichst du Ido?

Yes, me parolas Ido. - Ja, ich spreche Ido

No, ma me volas lernar Ido. - Nein, aber ich möchte Ido lernen.


5.2 Beispieltext - Mea domo

Me lojas en bela domo. Bela gardeno esas avan la domo.

La pordo esas klozita, ma me havas la klefo.

La eskalero esas streta. La fluro esas larja.

En la salono esas tablo, sofao e horlojo. Tapiso jacas sur la sulo.

La plafono esas blanka. An la muro pendas pikturi. Me havas multa libri.

En la dormo-chambro esas du liti, armoro, stuli e spegulo. Me dormas en la lito.



5.3 Beispieltext - Der kleine Prinz Kapitel 18


La princeto trairis* la dezerto e li nur trovis tripetala* floro, sen-importa floro...

- Bona matino! - dicis la princeto.

- Bona matino! - respondis la floro.

- Ube* esas la personi? - questionis polite la princeto.

La floro uldie* vidabis pasar karavano.

- Ka la personi? Me supozas ke existas cirkum sis o sep personi. Me vidis li ula* yari ante nun, ma nultempe onu savas ube trovar li. Li vento portas li, nam* li ne havas radiki. E ne havar radiki jenar li.

- Adio! - dicis la princeto.

- Adio! - respondis la floro.

Wörter: trairar – tra (durch), irar (gehen); tripetala – dreiblättrig, ube – wo, uldie – an einem Tag, ula – ein gewisser, nam - denn


Wichtige Links

Homepage der Deutschen Ido-Gesellschaft http://idolinguo.de

YouTube Kanal der Deutschen Ido-Gesellschaft https://www.youtube.com/channel/UCvoP4EvIGoGZE7j2BSnDTZQ

Ido-Wikipdia mit über 42.000 Artikeln http://io.wikipedia.org

Homepage http/::ido.li : Newsseite mit vielen Links und Neuigkeiten aus der Idobewegung

Online Bibliothek Ido: http://ido-vivo.info/


 

Sonntag, 12. November 2023

Expolingua

 

Vortrag Expolingua


Einleitung


Geschichte


Regeln des Ido


Ido-Bewegung heute was kann ich mit Ido machen


Beispiel





Vortrag Expolingua


Einleitung


Saluto e bonveno! Mea nomo esas Thomas Schmidt e me volas parolar poke pri Ido.


Hallo und willkommen! Mein Name ist Thomas Schmidt und ich möchte ein wenig über Ido sprechen.


1. Einleitung: Was ist Ido?

Ido ist eine Plansprache?


Eine Plansprache ist eine vom Menschen konstruierte Sprache aufgrund von Planung und Überlegungen. Sie sind für die Kommunikation unter Menschen geschaffen worden, also keine Programmiersprachen für Computer,

Es gibt verschiedene Arten von Plansprache wie „Artlangs“ (Klingonisch), Tolkien. Ido gehört zu den „Welthilfssprachen“. Das heißt damit soll die menschliche Kommunikation unter Sprechern verschiedener Muttersprachen vereinfacht werden durch den Gebrauch einer neutralen Zweitsprache erleichtert werden


That international language is best which in every point offers the greatest facility to the greatest number (Jespersen)


2. Kurze Geschichte des Ido

Das Thema Welthilfssprache war zu Beginn es 20. Jahrhunderts nach der Weltausstellung in Paris 1900 ein großes Thema. Probleme bei der Verständigung. Es wurde 1901 ein Ausschuss aus internationalen Wissenschaftlern wie dem Chemie Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald, dem dänischen Sprachwissenschaftler und Anglisten Otto Jespersen ins Leben gerufen. Es waren auch Vertreter von bestehenden Plansprachenprojekten dabei wie Giuseppe Peano (LsF)und Louis De Beaufront für Esperanto. Dort konnten Entwürfe für eine Welthilfssprache eingebracht werden, bestehenden und neue.

Eines Tages lag ein anonymer Entwurf mit Namen Ido vor den Delegierten. Dabei handelte es sich um eine Überarbeitung der bis dahin am weitest verbreiteten Plansprache Esperanto. Ido heißt auf Esperanto „Abkömmling, Nachfahre“. Man kann den Namen aber auch als „Idiomo di omni“ (Sprache aller) erklären.

Später stellte sich heraus, dass die Autoren des Ido der Esperantodelegierte Louis De Beaufront (1855-1935) und der französische Mathematiker Louis Couturat (1868-1914) waren. Ebenfalls beteiligt aber bis heute unklar ist die Rolle von der französische Mathematiker Leopold Leau (1868-1943). Hauptautor war der überzeugte Pazifist Couturat der in den ersten Tagen des Ersten Weltkrieges durch einen Zusammenstoß mit einer französischen Militärkolonne zu Tode kam.

Der Schöpfer Esperantos Ludwig Zamenhof und die Esperantobewegung waren wenig begeistert und stellten die Zusammenarbeit mit der Kommission ein. Sie wollten keine Änderungen. Ido wurde als eigenes Sprachprojekt veröffentlicht und propagiert, ein Teil der Esperantoanhänger konvertierte zu Ido. Das große Schisma (Ido perfido, Esperanto mondsavanta) der Plansprachenbewegung.

Ido wurde durch den 1. Weltkrieg und den Tod Couturats geschwächt. Nach dem Ende des 1. WK wurde die Bewegung wieder aufgebaut. Es gab 1921 den Ersten Weltkongress in Wien, 1922 in Dessau (Heinrich Peus als Organisator) und 1923 in Kassel. Die Idowelttreffen fanden daher 2022 und 2023 organisiert von der Deutschen Ido-Gesellschaft in Dessau und Kassel statt.

Ido entwickelte sich getrennt und unabhängig von Esperanto.

Nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus in DEU wurde Ido wie alle anderen Plansprachen auch in DEU verboten, da DEU die Weltsprache sein sollte. Die Ido-Bewegung sammelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu und wurde ab circa 2000 durch das Aufkommen des Internet neu belebt. In der DDR war Esperanto priveligiert, Ido durfte sich nicht organisieren.


3 Grundzüge des Ido

Ist Ido wirklich so leicht? Wenn ja warum?


Ido ist eine a posteori Sprache, die Wörter stammen aus anderen Sprachen und werden dem Sprachsystem angepasst. Quellsprachen sind DEU, ENG, FRA, ITA, RUS, SPA. Suche aus Gemeinsamkeiten. Auf dem ersten Blick sieht Ido aus wie eine Hybridsprache aus romanischen und germanischen Sprachen mit Dominanz des Romanischen. Eurozentristisch, möglichst internationale Wörter


Es wird behauptet, dass Ido die leichteste Sprache der Welt ist. Ehrlich gesagt behaupten dass alle Plansprachen. Aber urteilen sie selbst. Hier sind die Grundregeln:

3. Grundzüge des Ido


3.1 Alphabet, Aussprache und Betonung

Alphabet: lateinische Schrift ohne Sonderbuchstaben. Phonetische Aussprache


Aussprache: 9 Abweichungen zum Deutschen

c = deutsches z Bsp cirko (Zirkus), cent (hundert), certa (sicher, gewiss)

ch = tsch Chekia (Tschechien), chokolado (Schokolade), chera (teuer)

sh = hartes sch, shako (Schach), shuo (Schuh), shamar (sich schämen)

j = weiches sch wie FRZ Journal, jurnalo (Zeitschrift), jupo (Rock), joyar (sich freuen)

s = ß, santa (heilig), sporto (Sport), studiar (studieren)

z = weiches s wie in Rose; zebro (Zebra), hazardo (Zufall)

v = w: varma (warm), vazo (Vase), vidar (sahen)

y = deutsches j, kein Vokal; yaro (Jahr), yuna (jung),

w = englisches w; wiskio (Whiskey), werar (tragen, anhaben)


Betonung: vorletzte Silbe, nur bei Infinitiven -ar auf letzter Silbe, i und u vor Vokalen zählen nicht als Silben für die Betonung


3.2 Grundzüge der Grammatik


Artikel: la, la viro, la muliero, la lampo, kein Pluralartikel la viri, la mulieri, la lampi, keinen unbestimmten Artkel. Wenn kein anderes Wort die Mehrzahl bezeichnet “le”. Le Schmidt

Substantiv: endet in der Einzahl auf -o, im Plural auf -i; la tablo la tabli, la homo la homi. Keine Fallendung, fakultativ -n bei AKK wenn ich das Objekt vorziehe. La monton me vidas! Subtantive an sich geschlechtsneutral puero, aber puerino puerulo

Adjektiv: endet auf -a, wird weder nach Geschlecht noch bei SGL oder PLU verändert, la granda domo, la granda domi.

Adverb: Adjektiv -e statt -a. Tu parolas bone Ido! Il kuras rapide.

Personalpronomen; me (ich), tu, (du) 3.person, il(u) m. el(u) w, ol(u) Sache, geschlechtsneutral (1907 nur von Männern geschaffen lu, Ido seiner Zeit weit voraus, Vu Höflichkeitsform, ni (wir), vi (ihr), li = sie für alle drei Geschlechter, eli, ili, oli, Rückbezüglich su, Neutral man “on(u)”

Possessivpronomen: Personalpronomen + Adjektivendung -a mea domo, tua libro, elua robo,nia blanka stulo

Demonstrativpronomen: ica dieser, ita jener kann spezifiziert werden ilca, ilta elca elta, lo = es, das

Fragenpronomen; ka(d) bei Entscheidungsfragen, Relativpronomen und Fragenpronomen: qua wer, welcher, qui Pl wer welche, quo was Qua venas? Wer kommt?

Wortbildung:I do verfügt zudem über ein System von Vor- und Nachsilben zur Wortbildung wie ex- ehemalig ex-spozino, ne- nicht, neutila Suffixe: -in weiblich puerino, -ismo Lehre System, socialismo, -isto Beruf: dentisto, auch Idisto, -et Verkleinerung monteto (Hügel) -eg Vergrößerung: domego großes Haus, Anwesen.



3.3. Verben im Ido


- Infinitiv -ar, amar (zu lieben)

- Präsens -as, nicht nach Personen gebeugt, me amas tu, tu amas, vi amas

- Vergangenheit: -is me vidas, tu vidas, elu venas, ni venas

- Futur: -os me ludos, tu ludos, li ludos

- Konditional (Bedigungsform) -us, me dicus, tu dicus, li dicus

- Partizip: Aktiv -ant, -int, -ont, Passiv -at, -it,- ot parolanta, parolata. Aus Partizip können weitere Zeitformen wie Perfekt, Plusquamperfekt, Futur 2 gebildet werden, die genannten vier Zeitformen sind jedoch für die gesprochene Sprache ausreichend

- Das Hilfszeitwort esar zu sein wird für die Passivformen und der Bildung der zusammengesetzten Formen genutzt: me esas amata oder me amesas (ich werde gebliebt)

- Zusammengesetzte Zeiten des Aktivs mit -ab oder der Partizipien; me amabis oder me esis aminta

  • Imperativ- ez! Alle Personen, Parolez Ido!

4) IDO HEUTE

Ido heute: Wird Ido noch verwendet? Was mache ich mit Ido? Wer spricht Ido? Gibt es Literatur auf Ido?

Wie viele Sprecher hat Ido? Unklar, es gibt Facebookgruppen mit fünfhundert Mitgliedern, Esperantisten verstehen Ido.

Wo wird Ido verwendet? Es gab und gibt Bücher und Zeitschriften in Ido, auf Idotreffen wie dem Weltjahrestreffen, der JHV, der DIG bei den Ido-Amiki Berlin, wöchentlich finden zwei Videokonferenzen auf Ido statt, Musikvideos, Videos

Welche Zeitschriften gibt es auf Ido? Ido-Saluto! Aus Deutschland, Progreso Zeitschrift des Weltbandes ULI, Adavane! Aus Spanien, Kuriero Internaciona jetzt Teil von Progreso

Gibt es Literatur auf Ido? Es gibt eine breite Literatur auf Ido, sowohl Übersetzungen als auch Originalliteratur, berühmte Autoren Andreas Juste, Brian Drake, Goncalo Neves. Jedes Jahr neue Bücher, viele aber nur im Internet, es gibt Shakespeare Übersetzung, Bahnwärter Thiel von G.S. Originalkrimis von Brian Drake, Erotiklittatur von Goncalo Neves, breites Spektrum,

Wie ist Ido heute organisiert? GIS in DEU, ULI Weltverband

Ist Ido im Internet vertreten? Ido-Wikipedia mit 41.249 Artikeln (12.11.2023), zahlreiche Facebookgruppe, Telegramgruppen, WhatsApp Gruppen, YouTube Videos Deutsche Ido-Gesellschaft, Google Gruppen, Ido-Musik Videos auf YouTube

FAZIT: Ido ist heute eine vollausgebildete Sprache, die mündlich und schriftlich verwendet wird, Ido ist eine neutrale Zweitsprache, Ziel Zweitsprache, keine Verdrängung nationaler Sprachen.

AUSBLICK: Ido ist als Weltsprache sehr geeignet, der politische Wille ist jedoch angesichts der Dominanz des Englischen nicht vorhanden

Warum mache ich Ido? Ido entfaltet Wirkung wenn ich mit Leuten verschiedener Muttersprachen mich auf Ido unterhalte, das funktioniert. Es macht Spaß

Meine Motivation

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5. Sprachbeispiele

5. 1 Wichtige Phrasen



Saluto! - Hallo!

Bona jorno! - Guten Tag!

Quale tu standas? - Wie geht es dir?

Me standas bone. - Mir geht es gut

Mea nomo esas Thomas. - Ich heiße Thomas

Danko, Me pregas. - Danke. Bitte (um etwas bitten)

Til rivido! - Auf Wiedersehen!

Ido esas bela e facila linguo. - Ido ist eine schöne und leichte Sprache.

Ka tu parolas Ido? - Sprichst du Ido?

Yes, me parolas Ido. - Ja, ich spreche Ido

No, ma me volas lernar Ido. - Nein, aber ich möchte Ido lernen.



5.2 Beispieltext - Mea domo

Me lojas en bela domo. Bela gardeno esas avan la domo.

La pordo esas klozita, ma me havas la klefo.

La eskalero esas streta. La fluro esas larja.

En la salono esas tablo, sofao e horlojo. Tapiso jacas sur la sulo.

La plafono esas blanka. An la muro pendas pikturi. Me havas multa libri.

En la dormo-chambro esas du liti, armoro, stuli e spegulo. Me dormas en la lito.





5.3 Beispieltext - Der kleine Prinz Kapitel 18



La princeto trairis* la dezerto e li nur trovis tripetala* floro, sen-importa floro...

- Bona matino! - dicis la princeto.

- Bona matino! - respondis la floro.

- Ube* esas la personi? - questionis polite la princeto.

La floro uldie* vidabis pasar karavano.

- Ka la personi? Me supozas ke existas cirkum sis o sep personi. Me vidis li ula* yari ante nun, ma nultempe onu savas ube trovar li. Li vento portas li, nam* li ne havas radiki. E ne havar radiki jenar li.

- Adio! - dicis la princeto.

- Adio! - respondis la floro.

Wörter: trairar – tra (durch), irar (gehen); tripetala – dreiblättrig, ube – wo, uldie – an einem Tag, ula – ein gewisser, nam - denn

Mittwoch, 6. September 2023

Autono

Pia e la Kabano en la foresto

Da Valodnieks



Me odias la autuno-vakanci pro ke preske sempre la vetero esas ja kolda e pluvoza, ma mea gepatri persistas ke ni voyajas e pasas semano altraloke. Ed ube? No, ne en varma lando kun maro e suno quale mea amikini, ma en nia Germania irgube en la ruro. Mea genitori esas stranja, ka ne?

E cafoye esis itere tale! Ni vehis a mikra izolita vilajo en granda foresto. Mea gepatri lokacis vakanco-apartamento por ni ye la bordo dil vilajo. Densa foresti cirkondas la vilajo. Pro to esas vere obskura en la vilajo. Adminine me havas mea propra chambro e ne mustis dormar en la sama chambro quale mea genitori.

Kande ni esis en la restorerio mea genitori konversis kun olda viro ed il naracis longe pri ne-explikebla stranja fenomeni en la vilajo e pri fantomi en la foresto. Omna turisti askoltis kun granda intereso. Il emfazis ke li naraci ne esas skribita, ma nur vocale transmisita de un a l'altra generacion.

Me ja sempre havas granda intereso pri tala fenomeni. Me tre prizas lektar horor-rakonti e me sekrete regardas horor-filmi, me ne vere kredas ke fantomi existas lore. Ma ca vakanco chanjis omno.

Dum la unesma dii di nia vakanco ni facis longa promenadi en la obskura foresti. Esis dum la duesma nokto. Mea genitori ja dormis, me ankore vigilas. Mea fenestro esis apertita e me askoltis la bruisado dil foresto.

Subite me audis susuranta voco en la foresto. Komence esis deslaute ma divenis plu e plu klare e laute. "Pia venez a ni! Vi ja vartas por tu!" To vere esis timoroza, ka me sonjis? Me pinchis me ye la brakio. Aua, me sentis la doloro, do me ne sonjis. Me certe ne esas pavorema, ma kuriozega. E pro to me decidis examenar de ube la voco venis. Me metis me, prenis mea smartfono ed insinuis su ek la domo. Mea genitori dormis tre profunde, forsan pro ke li drinkis botelo di vino hiere.

Kande me apertigis la pordo. La koldeso e la obskureso di la nokto cirkumis me. Ed itere la voco vokis mea nomo. Me sequis la voco aden la foresto. Me tote volis examenar kad omna ca rakonti dil olda viro esis vera. Il naracabis pri misterioza lumi, voci ed pavoriganta bruisi. Deo dankesez ke mea smartfono havas lampeto. Per la lampo me povis vidar tra la obskura foresto.

En la nokto la arbori aspektis quale gigantala monstri, omnube esis stranja bruisi. Branchi krakis, la vento movigis la arbori. La rami aspektis quale brakii qui volis kaptar me. Ma la maxim pavoroza esis la voco. Esis quale la arbori ipse parolis. La foresto esis tanta densa, ke la arbori velizis la steli. Me sequis la susurado plu e plu profunde en la foresto.

Me esis en densa nebulo e me lentigis mea pazi. Subite me atingis kabano ek ligno. Semblis a me ke la susuro venis de la kabano nun. Me vokis: "Saluto, kad esas ulu hike?" Pos kelka sekundi di kalmeso mi audis deslauta ridacho en la kabano. To furieskis me e me obliviis mea timo ed iras vers la kabano. Me frapis ye la pordo, ma nulu respondis, do apertigis la pordo. La krakanta pordo ne havis seruro.

Ulo ne esis en ordino. Interne la kabano esis nur obskureso e kalmeso ed anke la susuro ne esis audebla plu. Ma la kabani chanjeskis. La parieti moveskis su e pavoriganta ombri dansis cirkum me. Semblas a me ke me imersis en altra mondo, qua esis plena de sekreti e danjeri. Me stacis en la mikra kabano askoltante la susuranta ombri.

Ma subite aparis nubi ek la obskureso dil kabano. La krakanta pordo klozis su ipsa kun lauta bruiso. Me ne povas apertigar ol ipsa. La spiriti naracesis a me ke li esis la spiriti dil obliviata naraci e perdita anmi. Lia voci esis en mea kapo e li naracis a me omno pri ca maledikata loko. Li plendis pri sua vivo e morto e li kriis ke li odias omna vivanti. Li esis hike en la kabano kaptita. Li naracis a me ke la kabano esis la hemo di sorcistino. E li insistis ke mi restez hike che li. Nun me perceptis la granda danjero. Me petreskis por kelka minuti e ne povis movar me.

Me uzis omna mea mentala energio por ekpulsar li spiriti ek mea kapo. Me pensis pri mea idei e projeti en mea vivo, to quon volas ankore facar en la mondo. La landi e loki quin me volas vizitar en la futuro e me anke pensis a mea familio, mea matro e mea patro. Me sentis ke la mentala ungli dil perdita anmi febleskis. Me springis a la pordo e vere nun me povis apertigar ol. Me kuris tam rapide kam me povis ek la kabano. En la kabano me audis la furioza kriado dil spiriti. Me audis li klamante: "Retrovenez Pia! Ni devoros tua anmo por dolcigar nia doloro!"

Me ne turnis me e vere la voci en me kapo deslauteskis plu e plu. Finfine me atingis la bordo dil foresto. Me sentis ke la spiriti restis en la obskureso dil foresto. Li ne esis plu kapabla persequar me o mem vokar me. Me respiris laute, mea tota korpo kovrita per kolda sudoro pro ke me hastis tra la obskura e kolda foresto. Mea kordio palpitis forte e rapide. Me iris a balno-chambro por lavar me. Me regardis sur la ekrano di mea smartfono ke esis 1:34 kloki en la nokto. Nun me sentis granda fatigeso e me iris dormar. Me dormeskis tre rapide e dormis sen sonjar.

Mea matro vekigis me ye kloki nin en la matino per frapado ye la pordo di mea chambro. Me lavis mea vizajo e vestizis me. Me ne savas plu ka mea aventuro en la nokto esis vera o nur koshmaro. Me decidis ke me ne naracis la tota afero a mea genitoroi, ma ma propozis a li promenado tra la foresto. Me dicis ke me trovis hiere kabano en la foresto. Me ofris a li ke me montras a li la voyo vers ol. Mea genitori esis tre kurioza e joyis su.

Me pensis ke me ankore savas exakte la voyo a la kabano, ma ne trovis ol plu. Nek dum nek dum ta dio nek dum la nexta dii. La kabano desaparis e forsan ol existis nur en mea mento en profundeso di mea anmo. Me decidas ke me durigas explorar ca sekreta mondo di fantomi e spiriti en la futuro.

Sonntag, 2. Juli 2023

Hellmut Röhnisch

Hellmut Röhnisch (7ma di aprilo 1914 til 5ma di mayo 1996) esis Germana e Sueda Idisto.

Hellmut Röhnisch esis la filiulo di la Idisto Ewald Röhnisch, qua instruktis Ido ad il. Hellmut Röhnisch edukesis en Kassel (Germania). En 1932 ilu enkarcerigesis kun grupo de amiki di rezisto-movemento. Il sucesis eskapar de judiciala korto e pede atingis Finlando, pos trairir Polonia e Baltika landi. De Finlando il iris a Suedia (Örebro).

Hellmut Röhnisch laboris en Stockholm e Örebro kom jurnalisto. Pos ilua translojo a Örebro il divenis redaktero dil lokala jurnalo Centerbladat (Centro-folio). Hellmut Röhnisch sucesis krear en ca jurnalo specala Ido-pagino kun Idokurso e propagado por la linguo[1].

Hellmut Röhnisch esis mariajita kun la Suediana gimnastikino Margareta Röhnisch (1920/1921-1988). La paro havis un filiino ed un filiulo. Hellmut Röhnisch divenis civitano di Suedia divenis aferisto e fondis fabriko por gimnastikala produkti[2].

En 1945 il divenis l'unesma Sueda championo pri gimnastiko. Il esis judiciero e tradukero ye l'Olimpiadi e mondala championesi til 1988 en Seoul. Il esis honoruma membro di FIG (Federuro di internaciona gimnastiki). Il esis la maxim importanta fabrikisto di sporto-vesti en Suedia ed internacione. Il poslasis al Idisti la Röhnisch-Fonduro en Suedia.

Hellmut Röhnisch elektesis prezidanto dil Sueda Ido-federuro en la yaro 1975 ed esis prezidanto dil Uniono por la Linguo Internaciona Ido inter la 1ma di januaro 1988 til ilua morto ye li 5ma di mayo 1996[3].

Hellmut Röhnisch parolis adminime dek lingui [4]. En plu olda evo il sufris pro diabeto.

Hellmut Röhnisch skribis en diversa Ido-revui multa voyajo-naraci[5]. Dum sua lasta yari la centrala ideo di Hellmut Röhnisch esis ke la Europana Uniono agnoskez Ido kom helpo-linguo di ca organizuro por la komuniko inter la Europana populi[6].

Citaji

En la yaro 1989 Hellmut Röhnisch dicis dum la Ido-konfero 1989 en Thalwill (Suisia):

Depos mea infanteso, me esas idisto, me sempre restis idisto, me restis idisto til mea lasta instanto.[7]



EWALD RÖHNISCH

Ewald Röhnisch (28ma di februaro 1882 til 25ma di julio 1971) esis germana idisto qua esis duktero dil Ido-movado en Germania. Il esis la organzanto dil Ido-konfero 1923 en Kassel.

Ewald Röhnisch divenis Idisto en la yaro 1910. En la yaro 1913 il publikigis en la revuo Die Weltsprache (La Linguo dil Mondo) longa naraci Trans mari. De la diolibro di navala vaporifisto en Ido[1]. Ewald Röhnisch laboris por Ido dum sua tota vivo [2].

L'idisto Hellmut Röhnisch esis la filiulo di Ewald, e lernis Ido de ilu.



 

Cassel 1923

Diskurso: La triesma internaciona Ido-konfero 1923 en Kassel


  1. Germania en la yaro 1923

      - 1923 esas la krizo-yaro di la yuna demokrata Germana Republiko qua esas konocata per la nomo "Republiko di Weimar"

      - Perdita milito, Germania mustas pagar pekunio a la vinkinta landi dil milito, la Germana guverno di Wilhelm Kuno (sen partiso suportita da Socialdemokrati) 2ma di novembro 1922 til 12ma di agosto 1923 havis la politiko „Unesme pano, tande reparo-pagi“. Do Germania ne pagis plu tota pekunio

      - La Franca chefo di guverno Raymond Pointcaré volis ganiar la Rhenlando di Germania e pro la nepagita repari ye la 11ma di januaro 1923 Franca e Belga soldati okupis Rhenlando e la regiono di Ruhr, Germania reaktis per pasiva rezisto. La Germana guverno pagis al firmi ed industrii en la okupita zono. Pro to la ekonomiala situeso plumaligis e la inflaciono kreskis, Preco di pano: 1922 3,50 Mark 1923 Jan. 700 mark Mayo 1200 mark Agosto 100.000 septembro 2 milioni marko

      - Pro to la atmosfero dum la konfero en Kassel en Germania esis tre anti-Franca, la okupado finis erste en la sequanta yaro 1924

      - Erste pos la konfero ye la 9ma di novembro 1923 sequis la nesucesoza stato-stroko di Adolf Hitler ed en Saxonia e Turingia la komunisti divenis parto di la landala guverni ed anke preparis "revolucioni"

      - la reformo di la valuto, la nova valuto esis la "Rentenmark". On povis chanjar la olda "Reichsmark", un biliono Reichsmark esis un Rentenmark, la inflaciono diminutis su

      - En la yaro 1923 la Germana Republiko esis en granda krizo, ma la demokratio supervivis. Erste dek yari plu tarde la Nacionalsocialisti kaptis la povo per demokratala elekti.

      - Pro la kaosatra politikala ed ekonomiala situeso esis diskuti interne la Ido-movado chanjar la loko di konfero. Mondo artiklo: Posibleso o neposibleso di la evento? (Aprilo 1923) Quale esis la situeso en la Ido-movado en la yaro 1923?



  1. La Ido-movado en la yaro 1923 (mil-nonacent duadek e tri)

  • La morto di Louis Couturat en la unesma dii dil Unesma Mondomilito esis granda shoko. La jurnalo Progreso cesis aparar, restis la revuo Mondo de Suedia

  • Ye la yaro 1918 decidesis periodo di stabileso por 10 yari, ma multa Idisti volis plura reformi en la linguo en la direciono di naturaleso

  • 1921 eventis la unesma mondala Ido-konfero en Wien (Austria) e en la yaro 1922 la duesma konfero en Dessau

  • En la yaro 1922 Edgar De Wahl publikigis sua naturala helpo-linguo Occidental (hodie Interlingue), multa Idisti transferis ad Occidental

  • En la Ido-movado konflikti inter la "konservema" Idisti, qui volis ke Ido restas sen granda chanji e la "progresanti" / "reformeri" qui volas chanjar la linguo sen vartar en la direciono di naturaleso

  • La ULI havis cirkume 800 paganta membri, en Dessau 1922 partoprenis 240 Idisti ek 14 landi

    3.La Ido-kongreso en Kassel mil-nonacent-duadek-e-tri

  • Fonti: Artiklo en Mondo ed en Ido (Suisia de Nötzli)

    Mondo da Per Ahlberg 8/9 1923 p.257-264, Ido da Henri Meier (LUX) 9/1923 113-118

    - La konfero eventis inter la 4ma di agosto 1923 e la 9ma di agosto, Ido e traduktita Germana

    - Chef-organizero esis Ewald Röhnisch de Kassel, sua filiulo Helmut asistis havante non yari, il lernis Ido por la konfero

    - En la Esperanto-kongreso en Nürnberg Franci ne darfis partoprenar pro la politikala atmosfero, Germana Esperantisti festas su ipsa kom "Germana patrioti", la Idistaro en Germania invitis e bonvenis la Franca Idisti

    - Partoprenanti: Listo dil partoprenanti en Mondo montris 211 homi (47 mulieri) ek 12 landi

      * Germania 99: 81 viri e 18 mulieri

      * Chekoslovakia 21 17v/4m

      * Italia 20 9/11

      * Hungaria 14 viri

      * Anglia 11 8/3

      *Francia 10 (8/2)

      *Luxemburgia 10 (6/4)

      *Suedia 9 (8/1)

      * Suisia 4 viri

      *Austria 3 (2/1)

      *Lavia 2 viri

      *Rusia 1 viro

  • Famoza partoprenanti: Otto Jespersen telegramo, Kurt Feder maladeskis; asistis: Ewald Röhnisch, Jules Gross, Heinrich Peus, Erich Weferling, Janis Roze (LAT), Engelbert Pigal (Viena), T. Sweetlove (Ang), Per Ahlberg (SWE), Frederic Lagnel (FRA), Siegfried Auerbach (GER), Paul Bohne (Köthen), Ewald Röhnisch, Anna Röhnisch ed Else Röhnisch

  • Programo:

    • 4ma saturdie: kunsidi di komitati, vespere: promenado en Karlsaue

    • 5ma sundie: Exkurso Wilhelmshöhe kloki 13 til 18, vespere aperto di kongreso, acepto dal urbestro

    • 6ma lundie: 9-12 laborkunsidi, de 14 exameni e kunveni di specala societi, 21 publika propagala asemblo

    • 7ma mardie sama kom lundio

    • 8ma merkurdie; 9-12 deliberi, (predimezo), 15-18 libera tempo, 19 klozo di konfero en salono di Stadtpark

    • 9ma exkurzi o departo

  • Delegiti: ne omna partoprenanti povis votar pri decidi, ma nur delegiti. Segun la nombro di ULI membri omna lando certa nombro di delegiti, en tote 34 delegiti:

    • 4 Germania, Chechoslovakia, Francia, Suedia

    • 3 Luxemburgia, Hungaria

    • 1 Anglia, Austria, Belgia, Dania, Finlando, Holando, Italia, Latvia, Norvegia, Usa

  • Po omna lando un delegito raportis, anke delegito de India "Khannal (India)“ De flava raso, esperas ke Ido unigos la diverslingua populi en India."

  • Tande existis granda multopla asociuri di Idisti segun temi, qui havis sua kunsidi dum la konfero: komunisti, katoliki, framasoni, pedagogial uniono

  • Tande existis Ido-diplomi por doceri. Dum la konfero 18 nova Ido-doceri havis sua exameno e recevis sua diplomi.

  • Granda inauguro en la Stadtpark di Kassel. Oficala reprezentanti:

      • por la urbo la konsilisto Häring salutis la kongreso (kom reprezentanto di urbestro Philipp Scheidemann SPD 1919-1925)

      • Villem Schmitt, il parolis kom oficala delegito dil Chekaslovaka ministro dil instruktado, qua permisis docado di Ido en komercala e supera skoli en Chekoslovakia

      • Heinrich Peus por la guvernerio di Anhalt

      • Doktoro Paolo Massera kom reprezentanto dil Italiana chefministro Benito Mussolini "Mussolini aprobas nia movado"

      • Profesoro Askevold kom delegito di la Germana pacifisti

      • Sioro Könitzer kom delegito di stenografosocieto Stolze-Schrey de Berlin

  • Kulturo-programo:

    • Laborista koro West,

    • Sporto: Laboristi prizentis Trapezgimnastiko

    • Muziko: populdansi, Idokanti da klubo di yuna amatori, yunuli e yunini, pueruli e puerini, laborista yunaro montras dansado populara, kantado e mandolinmuziko: kantis en Ido. Kanto dil migranta muelisto

    • Yuna puerulo en Ido e Germana parolis ke la Germana yunaro volas paco

    • Publika diskurso kun luminaji (Dias) da instruktistino Regina de Rusia pri Rusa laborskoli, pose Boutreux sekretario dil sindikatal internacionalo di instruktisti, anke la Framasoni asemblis, Komunisti havis diskurso posdimeze pri la laborista helpo en sindikala domo,

  • Diskursi por la Idisti ed anke por la publiko

    • interne :Diskurso pri propagado:Sten Liljedahl (Suedia), Holmes (Anglia), Prinz (Germania), Papilion (Francia), Gräbner (Germania), Cuntz (Germania); Prinz:

      * Diskuto pri la futuro di linguo

    • externe: * Peus diskursis en la Stadtpark, pose filmprezento, texto di filmi esis redaktita en Ido, filmi pri la urbo Luxemburg, pri Albania, pri papilioni, abeli e flori, pri la movado dil kavalo ed amuzanta filmo pri la kur-konkurso inter leporo e herisono; direktero di UFA dicis ke il povus sparar multa pekunio se esus mondlinguo

      * Oficio (Gottesdienst) da Kanoniko Jules Gross en la Kirko di Santa Familio en Kassel 5ma di agosto 1923

  • Prezidantaro dil konfero: Prezideri: Dr Siegfrid Auerbach (GER), Prof. Albert Stör (Chekoslovakia), Dr. Massera (Italia)

    • Sekretarii: Schneeberger (Suisia), Tilbry (Frankfurt), Schneekloth (Wiesbaden):

  • Decidi:

    • 1) la 4ma Ido-konfero 1924 eventos in Luxemburgia, on elektis prepar-komitato

    • 2) Insigno di Ido: Mikra Komitato devez decidar pri la finala insigno, tilnuna insigno restas til nun oficala insigno, ma altra insigni permizita; fono: en est-europana landi quale Polando e Hungaria dicesis ke la stelo ne esas bona simbolo pro la anti-semitismo, segun §7 di statuto la portado di insigno esas obligata, exklusebla se ne)

    • 3) Interna elekti: Mikra Komitato Prezidanto: Sten Liljedahl (Stockholm), Sekretario: Per Ahlberg (Stockholm), Kasero: Backström (Stockholm), Cetera membri; De Guesnet (Francia), C"iz"ek )Praha, Albert Lantos (Leipzig) Jules Gross (Suisia)

    • Finala diskuto: Questiono pri la sekurigo di la futura developo di Ido.

    • Kreeri di altra internaciona lingui partoprenis e prizentis sua lingui

      • Edgar de Wahl Occidental, Mondo polemiko "La kampanio de de Wahl kontre Ido esas bone konocata, unesme De Wahl ne volis parolar, erste dum posdimeze

      • Josef Weisbart (1887-1947): Idisto, prizentis Medial (Weisbart esis la autoro di Unial, Europal, Medial, Mondlingvo e Mundi Latin) Weis parolis Ido. Dicas ke sua linguo esas por ordinara homi. Ido por ciencisti, fine el rekomendis Occidental

      • Erich Weferling (1889-1981): Unesal-Interlingu (1926) Intal (1956)

    • Mondo: "Atako da De Wahl kontre Ido, Weisbart nova projeto. "Weis e DeW kondutis su quale sekrete askoltanta spioni", "Tale finis ica atako kontre Ido. Ma la kongreso ne nur rezistis l'ataki dil adversi di Ido, ol anke manifestis sua ferma volo developar nia linguo segun ciencala principi". Periodo de stabileso duros til 1928

    • On vidis la konflikti inter la du direcioni en la Ido-movado

      • Ernest Drezen (1892-1937) Chefo di Rusa esperantisti venis, diskutis kun Weferling e volis konvertar Peus ad Esperantismo sen suceso

    - Efiko: Casseler Volksblatt laborista: 4ma di agosto e Casseler Tageblatt 6ma e 10ma di agosto (Rainer!), informi sendita a nord-europana jurnalaro

  • Rezumo Mondo: "E yen ka la triesma kongreso di Ido esis memorajo, memorajo di kunlaboro intensa e sucesoza, memorajo di la raciono e di la sentimento"


 

Donnerstag, 3. November 2022

Kalender 2022

Mein Großvater Oskar Jungk – Vom Peus-Schüler zum Dessauer Ido-Vereinsvorsitzenden anhängend der an wenigen Stellen leicht veränderte Text. In der Überschrift habe ich noch "Dessauer" vor "Ido-Vereinsvorsitzender" gestellt. Die anfängliche "kleine Ansprache" an die Zuhörer habe ich weggelassen und bin gleich zu den Fakten übergegangen. An verschiedenen Stellen hatte ich die beim mündlichen Vortrag üblichen Floskeln "bekanntlich" oder "wie bereits gesagt" oder "wie wir wissen" eingefügt, weil den Ido-Zuhörern das schon geläufig war. Solche Voraussetzungen haben die Leser des Dessauer Kalenders aber nicht, sodass solche Bemerkungen von mir gestrichen wurden. Das kannst Du in der Ido-Fassung aber vernachlässigen, denke ich. Zu berücksichtigen wäre hingegen ein Satz, den ich auf Seite 9 am Ende des ersten Absatzes hinzugefügt habe: "Ebenso ungeklärt ist der Verbleib von Peus’ zweisprachiger Bibliothek, die nach Günter Antons Darstellung den zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden zu haben scheint." (Vielleicht gibt es ja unter den Leserinnen und Lesern jemand, der weiß, was aus der Peus-Bibliothek geworden ist.) Verknappt und damit verändert habe ich auch den Schluss des Textes: "Aus Anlass des 100. Jahrestages des Ido-Weltsprache-Kongresses wurde ein Replikat dieser Fahne angefertigt, das auf einem Ido-Informationsstand vor dem Dessauer Rathaus erstmals zum Einsatz kam." Mein Großvater mütterlicherseits, Oskar Jungk, begegnete Heinrich Peus zum ersten Mal im Frühjahr 1921 in Dessau. Peus war zu diesem Zeitpunkt 58 Jahre alt und erfreute sich in der industriell rasant wachsenden Muldestadt als sozialdemokratischer Politiker und Journalist eines außerordentlich hohen Bekanntheitsgrades; mein Großvater war gerade 28 geworden und am Beginn seines Berufslebens. Er hatte im November 1920 vor der Dessauer Handwerkskammer erfolgreich die Meisterprüfung als Schmied und Wagenbauer abgelegt, im Februar 1921 geheiratet und kurz darauf in der Dessauer Johannisstraße 2 eine Werkstatt für Fahrzeug-Karosseriebau und -reparatur gegründet. Wie Oskar Jungk uns Enkeln später erzählte, beeindruckte ihn der damals schon weißhaarige Peus vom ersten Moment an. Er sei stets sehr selbstbewusst aufgetreten und habe seine Zuhörer durch seine Art zu reden gefesselt, ohne sie dabei zu überfordern. Der 1862 geborene Heinrich Peus war Sohn eines Tischlermeisters im rheinländischen Elberfeld, einem Stadtteil des heutigen Wuppertal. Er muss schon während seiner Schulzeit als überdurchschnittlich begabt aufgefallen sein, sodass das von ihm besuchte Gymnasium und die Familie eines Mitschülers ihm ein Stipendium für das Studium an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin gewährten. Ab 1883 studierte er dort Theologie, Philosophie, Philologie, Geschichte und Nationalökonomie. Zwischendurch absolvierte er 1886/87 seinen einjährigen Militärdienst. 1889 verließ er die Universität ohne Abschluss, um sich als Schriftsteller und Vortragsredner zu betätigen. Schon früh machte er sich zur Aufgabe, zur Verbesserung der Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen beizutragen. Dazu setzte er seine von seinen Zeitgenossen als überragend empfundenen rhetorischen Fähigkeiten ein. Im Zeitraum 1896 bis 1918 vertrat Peus die SPD fast 15 Jahre lang im Reichstag und von 1902 bis 1908 im anhaltischen Landtag. Von 1918 bis 1928 war er als Vertreter der stärksten Fraktion sogar Präsident des letztgenannten und 1928 bis 1930 noch einmal Mitglied des Reichstages. 1891 gründete Peus in Dessau das „Volksblatt für Anhalt“ und wurde dessen erster Redakteur. Die heute übliche Bezeichnung Chefredakteur vermied er, hatte diese Position aber bis 1928, fast vier Jahrzehnte, inne. Mein Großvater kam 1893 als erster Sohn eines Kleinbauern im kleinen Straßendorf Niesau im Herzogtum Anhalt zur Welt. Seine Vorfahren hatten sich hier angesiedelt, als das Dorf am Ostufer der Mulde zehn Kilometer südlich von Dessau 1714 neu gegründet worden war. Diese Neugründung war – wie ihre Vorgängerin - häufigem Hochwasser ausgesetzt, und keiner ihrer Bewohner konnte Reichtümer anhäufen. 1771 suchte sich der Fluss sogar ein neues Bett, sodass Niesau sich seitdem auf seinem Westufer befindet. Dies brachte es mit sich, dass mein Großvater auf eine preußische - 2 - Schule ging, weil die nur anderthalb Kilometer entfernte größere Ortschaft Schierau zu Preußen gehörte. Nach seinen Angaben bestand der Unterrichtsstoff aus Religion, Schreiben, Rechnen, Dynastiekunde, Geografie und Liedersingen. Sein Lehrer stellte bei ihm pädagogische Fähigkeiten fest und empfahl seinen Eltern, ihn auf eine weiterführende Schule zu schicken, damit er sich anschließend zum Lehrer ausbilden lassen könne. Auch wenn sein Vater als Ortsschulze der Niesauer Gemeinde vorstand, fehlte den Eltern dafür jedoch das Geld. Sie hatten inzwischen weitere vier Söhne und zwei Töchter zu versorgen. Und einen Sponsor wie bei Peus gab es in Oskar Jungks Umgebung nicht. So entschied der 14-Jährige nach Beendigung der Volksschule 1907, nicht das ihm zustehende Erbe des väterlichen Hofes anzutreten, sondern eine Schmiedelehre aufzunehmen. Zwei Brüder seiner Mutter besaßen eigene Schmiedewerkstätten. Bei seinen Besuchen hatte den Heranwachsenden die Schmiedekunst von Meistern und Gesellen beeindruckt. Insbesondere der Umgang mit glühendem Eisen und das Sprühen der Funken hatten es ihm angetan, sodass er Schmied werden wollte. Während der Lehre bei seinem Onkel in Roitzsch nahe Bitterfeld hatte Oskar vor allem mit Hufbeschlag, Wagenbau und der Instandsetzung landwirtschaftlicher Geräte zu tun. Einmal wurde er zur Reparatur der technisch beeindruckenden Futtertrocknungsanlage eines großen Gutes herangezogen. 1908 ergab sich für den 15-Jährigen Oskar erstmals die Gelegenheit, ein Kraftfahrzeug intensiv aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen: Eine Kabrio-Limousine mit gebrochener Kardanwelle war von einem Pferdegespann auf den Hof der Schmiedewerkstatt geschleppt worden, und sein Meister reparierte den Schaden. Damit war Oskars Interesse an Kraftfahrzeugen geweckt, das bis zu seinem Lebensende andauern sollte. Nach bestandener Gesellenprüfung am Ende der Lehrzeit ging Oskar Jungk 1910 auf die vorgeschriebene Wanderschaft, um bei anderen Schmiedemeistern Erfahrungen zu sammeln. Drei Jahre lang arbeitete er jeweils kurzzeitig vor allem in den nordwestlichen Regionen Deutschlands bis in den Raum Bremen. Er durchwanderte die Altmark, die Lüneburger Heide und das Weserbergland. Mehrfach heuerte er auf Elbe-Frachtschiffen an, die zwischen Hamburg und Dresden verkehrten. Mit solchen Schiffen war er auch auf der Oder unterwegs. Im Verlauf dieser drei Jahre kam mein Großvater erstmals mit dem damals als internationale Hilfssprache bezeichneten Esperanto in Berührung. Wo genau er Esperanto-Kurse besuchte, ist nicht überliefert. Es war aber dieses völkerverbindende Anliegen der Kunstsprache, das ihn nach seiner Ansiedlung in Dessau dort einen Esperanto-Verein suchen ließ. Sein beabsichtigtes Engagement in diesem Verein beruhte auch auf seinen Erfahrungen im ersten - 3 - Weltkrieg. Denn er hatte es bei seinem Marsch durch mehrere europäische Länder als großen Nachteil empfunden, sich nicht mit der einheimischen Bevölkerung verständigen zu können. In den besetzten Gebieten hatten er und gleichgesinnte Kameraden deren Bedrängnis nach Möglichkeit gemildert und dafür manches dankbare Wort erhalten, ohne dies wirklich zu verstehen. 1913 war Oskar Jungk zum Militärdienst nach Magdeburg zum Fußartillerie-Regiment „Encke“ eingezogen worden. Mit seiner Körpergröße von 1,85 Meter, breiten Schultern und einer 48er Schuhgröße fiel er schon beim Einkleiden auf. Seine Militärzeit ging nahtlos in den Kriegseinsatz über. Nach einem Marsch durch Belgien nahm er am Stellungskrieg in Nordfrankreich teil. Ab Herbst 1915 zog sein Regiment zur Unterstützung österreichischer Truppen durch Serbien bis nach Mazedonien und in die Rhodopen zur sogenannten Saloniki-Front. In den verlustreichen Kämpfen mit den Serben wurde er zum Unteroffizier befördert und zweimal mit dem „Eisernen Kreuz“ ausgezeichnet. Kurz vor Schluss des Krieges forderte die Oberste Heeresleitung Mannschaften zur Auffüllung anderer Regimenter in der Heimat an. Als er im Dezember 1918 in Magdeburg ankam, wurde er sofort demobilisiert. Das monarchische Deutschland existierte nicht mehr. 1919 - im ersten Jahr nach Kriegsende – trat mein Großvater aus der protestantischen Kirche aus und schloss sich der atheistischen Arbeiterbewegung und dem Freidenkerbund an. Wie Millionen andere Soldaten war er aus dem Krieg mit der Überzeugung heimgekehrt, dass ein gütiger Gott, der Christen seit ihrer Kindheit vertraut zu sein schien, solche Gemetzel, wie sie sie erlebt hatten, nicht zugelassen haben würde, und er glaubte nicht mehr an dessen Existenz. Zwei seiner Brüder waren im Alter von 20 und 21 Jahren im Krieg gefallen, einer in Russland, der andere in Frankreich. Die beiden anderen Brüder waren zu jung, um zum Militärdienst eingezogen zu werden. Jetzt erst konnte Oskar Jungk daran gehen, die selbst empfundenen großen Lücken in seiner Bildung zumindest zu verkleinern und sein Wissen zu erweitern. Zunächst ging er ein Jahr lang zur Handwerkerschule in Dessau. Er war damit einer von rund 1500 Schülern, die in dieser Zeit die dortige Kunstgewerbe- und Handwerkerschule besuchten. Dazu verlegte er seinen Wohnsitz nach Dessau, nunmehr Hauptstadt des Freistaates Anhalt und aufstrebender Industriestandort mit großem Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften. Darüber hinaus besuchte er nebenberuflich bis 1927 jedes Winterhalbjahr die Volkshochschule. Dort interessierten ihn vor allem die Fächer Mathematik, Physik und Technisches Zeichnen. Als mein Großvater 1921 Heinrich Peus kennen lernte, lebte dieser bereits drei Jahrzehnte in Dessau. Der Kontakt kam über den Bekanntenkreis von Oskars junger Frau Marie zustande, deren Familie Donath die Wassermühle im nahegelegenen Sollnitz gehörte. - 4 - Marie hatte einige Zeit in Dessau zur Untermiete bei der Schwester von Peus’ enger Vertrauter, der Damenschneidermeisterin Elisabeth Thodte, gewohnt. Dank Maries Beziehungen konnte das frischvermählte Ehepaar eine Wohnung in der Muldstraße 20 in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Dessauer Residenzschlosses mieten. Wahrscheinlich ging es schon beim ersten Gespräch zwischen Oskar Jungk und Heinrich Peus um die Kunstsprache Ido. Denn nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hatte mein Großvater in Dessau vergeblich nach einem Esperanto-Verein gesucht. Nun hörte er wohl zum ersten Mal vom weiterentwickelten Ido, für das sich Heinrich Peus schon seit anderthalb Jahrzehnten engagierte. Mein Großvater wird nicht lange gezögert haben, dem Dessauer Ido-Verein beizutreten. Denn nun konnte er eine Sprache lernen und anwenden, die von Menschen auf der ganzen Welt gesprochen, geschrieben und verstanden wurde – wovon er schon als Wandergeselle vor dem ersten Weltkrieg geträumt hatte. Die sprachlichen Übungsstunden fanden im Probierzimmer von Elisabeth Thodtes Atelier in der Beaumontstraße, der heutigen Humboldtstraße, Nr. 1 statt - zu Fuß etwa 15 Minuten von seiner Wohnung und 10 Minuten von seiner eigenen Werkstatt entfernt. Das Haus blieb im zweiten Weltkrieg erhalten und existiert noch immer. Ob Heinrich Peus in dieser Zeit selbst an Übungsstunden teilnahm oder diese manchmal sogar leitete, ist nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass er dies einem erfahrenen Idisten überließ, denn er war beruflich und gesellschaftspolitisch ein ausgesprochen viel beschäftigter Mensch. Dem wöchentlich sechs Mal erscheinenden „Volksblatt für Anhalt“ stand er bis 1928 als Chefredakteur vor und veröffentlichte dort nahezu täglich eigene Artikel und Kommentare. Er engagierte sich für seine Partei, die SPD, jahrzehntelang als Dessauer Stadtverordneter, als Mitglied und zehn Jahre als Präsident des anhaltischen Landtags sowie als Abgeordneter des Reichstages, als der er zwischen 1896 und 1930 häufig wiedergewählt wurde. Größere Veranstaltungen des Dessauer Ido-Vereins fanden in der Gastwirtschaft „Schlossklause“ in der Schlossstraße zwischen Rathaus und ehemaligem Residenzschloss statt. Oskars Frau Marie hatte eine schöne Handschrift und übernahm es, die Adressen auf die Briefkuverts mit den Einladungen der Vereinsmitglieder zu schreiben. Meine Großeltern führten ein gastfreies Haus, sodass sich in ihrer nur wenige Schritte von der „Schlossklause“ entfernten Wohnung auch häufig Idisten einfanden – vor Zusammenkünften des Vereins oder danach. Der direkte persönliche Kontakt war damals die übliche Form des Gedanken- und Meinungsaustauschs. Über private Telefone verfügten nur wenige, und das Zeitalter der elektronischen Kommunikation lag noch in weiter Ferne. - 5 - Möglicherweise beeindruckten Heinrich Peus die allgemeine Wissbegierde meines Großvaters und die Vielfalt seiner Interessen. Jedenfalls müssen beide ziemlich bald Sympathie füreinander empfunden haben, wobei Peus den Part des väterlichen Freundes übernahm. Wie damals nicht ungewöhnlich, besuchte Heinrich Peus meine Großeltern oft in ihrer Wohnung, wenn er zufällig in der Nähe war, um sich mit dem eine Generation jüngeren Oskar Jungk zu vielfältigen gesellschaftlichen Fragen auszutauschen. 1925 gelang es dem linksliberalen Dessauer Oberbürgermeister Fritz Hesse mit maßgeblicher Unterstützung des einflussreichen anhaltischen Landtagspräsidenten und Vorsitzenden der Dessauer Stadtverordnetenversammlung Peus, die in ihrem Fortbestand gefährdete Staatliche Kunsthochschule Bauhaus von Weimar nach Dessau zu holen. Schon im folgenden Jahr war das Bauhaus-Gebäude in Dessau fertiggestellt, nunmehr unter der Bezeichnung Hochschule für Gestaltung. Geleitet wurde es zunächst weiterhin von Walter Gropius, dem Bauhaus-Gründer. Mit der Ansiedlung des Bauhauses erlangte Dessau wieder internationale Berühmtheit und zog zahllose Besucher aus dem In- und Ausland an, wie dies anderthalb Jahrhunderte zuvor schon einmal das Dessau-Wörlitzer Gartenreich getan hatte. Oskar Jungk interessierte sich sehr für die neue Denkrichtung des Bauhauses, besuchte Vorträge und sammelte einschlägige Zeitungsartikel. Einmal entdeckte er auf einer Ausstellung eine kleine Zeichnung von Wassily Kandinsky, einem der bedeutenden Bauhaus-Künstler, die ihm sehr gefiel. Sie wurde für 35 Reichsmark angeboten. Er beratschlagte mit seiner Frau Marie, ob sie die Zeichnung erwerben sollten. Sie entschieden sich schließlich gegen den Kauf, weil der Preis der Zeichnung einer Monatsmiete für ihre Wohnung entsprach und sie kaum finanzielle Reserven hatten. Oskar Jungks eigene Fahrzeugreparatur-Werkstatt war Ende 1922 nach nicht einmal zwei Jahren ihres Bestehens in Konkurs gegangen, und er arbeitete nun als angestellter Meister in der weitaus größeren Autowerkstatt Grabe in der Kavalierstraße im Dessauer Zentrum. 1928 zogen Marie und Oskar Jungk mit ihren drei Kindern in eine moderne Neubauwohnung in der Raguhner Straße 75, knapp drei Kilometer südlich des Dessauer Zentrums. Dorthin kam Heinrich Peus zusammen mit Elisabeth Thodte öfter, wenn sie sonntags den Fortgang der Bauarbeiten an den neuartigen Laubenganghäusern in der Peterholzstraße nahe der Gropius-Siedlung in Dessau-Törten beobachteten. Peus engagierte sich sehr dafür, die Wohnbedingungen der arbeitenden Menschen zu verbessern. Der Bau der mehrstöckigen Laubenganghäuser war kostengünstig, sodass auch die Mieten in erschwinglicher Höhe liegen konnten. Aber auch sonst waren Peus und seine engste Mitarbeiterin häufig zu Gast bei Jungks. Wie sich die älteste Tochter Brunhild, meine Mutter, erinnert, wurden oft interessante Gespräche geführt. Dabei - 6 - ging es um literarische Neuerscheinungen und gedankliche Ausflüge in die deutsche Geschichte. Sie erlebte beeindruckende Rezitationen unter anderem von Teilen des Goetheschen „Faust“. 1922 war Oskar Jungk in die SPD eingetreten, in der Heinrich Peus schon drei Jahrzehnte aktiv war. Manchmal wurde der Teilnehmerkreis deshalb um Freunde von Oskar und Marie Jungk vergrößert, die SPD-Wähler waren. Dabei gab es teilweise heftige Diskussionen über die aktuelle politische Lage, bei denen Peus als erfahrener Politiker mit sonorer Stimme den Ton angab. Anfang der 1930er Jahre war der erstarkende Nationalsozialismus häufiges Thema. Peus glaubte nicht, dass Hitler an die Macht kommen würde. Er ging davon aus, dass die NSDAP bei Wahlen allein keine regierungsfähige Mehrheit erlangen könne, was tatsächlich zutraf. Im Gegenzug zu seinen Besuchen lud Peus meine Großeltern zu sich nach Hause ein, zunächst in das Haus An der Hohen Lache 14 und später im Kiefernweg 18. Meine Großmutter Marie berichtete ihren Kindern begeistert von der Fußbodenheizung, die sich Peus hatte einbauen lassen. Mit großer Wahrscheinlichkeit spornte dieses Interesse am Gedankenaustausch mit Peus meinen Großvater auch zu intensiver Beschäftigung mit der Plansprache Ido an. Er beherrschte schon nach kurzer Zeit nicht nur Ido, sondern auch die von Peus entwickelte Ido-Stenografie, die dieser selbst als Ido-Schnellschrift bezeichnete. Mit dieser zunehmenden Kenntnis der neuen Sprache begann eine rege Korrespondenz mit Gleichgesinnten vor allem in Südamerika, insbesondere Argentinien, dem Baltikum und Skandinavien, speziell Norwegen und Schweden. Etliche dieser Kontakte bestanden auch nach der Auflösung des Ido-Vereins 1933 fort, wie sich Tochter Brunhild erinnert. Meist erfolgte der Schriftwechsel per Postkarte, manchmal auch per Ansichtskarte, seltener per Brief. Oskar musste seinen Kindern den Text auf den Karten vorlesen und übersetzen. Im Atlas vollzogen sie nach, in welchem Land und in welcher Stadt die Postkarte abgeschickt worden war. Die Zahl der bei Oskar Jungk eingetroffenen Briefe und Karten von Ido-Freunden in aller Welt belief sich auf mehr als eintausend. Es ist nicht bekannt, ob und wann Heinrich Peus, der auch zeitweise Präsident des deutschen Ido-Bundes war, den Vorsitz des Dessauer Ido-Vereins an meinen Großvater übergab. Möglicherweise stand zwischenzeitlich noch ein anderes erfahrenes Mitglied des Vereins an dessen Spitze. In Oskar Jungks handschriftlichen Aufzeichnungen über seinen Lebensweg aus dem Jahr 1964 heißt es knapp, seine Fremdsprachenkenntnisse verdanke er der Teamarbeit im Ido-Verein in den 1920er Jahren. Bei dessen Auflösung 1933 sei er sein Vorsitzender gewesen. Da Oskar Jungk mit drei Jahrzehnten Abstand das Wort „Auflösung“ verwendet, scheint der Verein seine - 7 - Tätigkeit angesichts der veränderten politischen Verhältnisse aus eigenem Entschluss eingestellt zu haben. Vermutlich verringerten sich die Begegnungen mit Peus, der nach Machtübernahme der Nationalsozialisten all seines politischen Einflusses verlustig ging, nach dem Verbot der SPD. Mein Großvater wurde 1933 zweimal jeweils mehrere Wochen inhaftiert, einmal als Stellvertreter des Dessauer Standortführers des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold im März und das andere Mal nach dem Verbot der SPD im Juni 1933. Anschließend durfte er Dessau drei Jahre lang nicht verlassen und musste sich täglich bei der Polizei melden. Es ist davon auszugehen, dass die Selbstauflösung des Dessauer Ido-Vereins auf diese politische Entwicklung zurückzuführen ist. Nach der Machtübernahme Hitlers zog Peus sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Wie aus seinem schriftlichen Nachlass ersichtlich ist, verfasste er jedoch weiterhin umfangreiche Aufsätze zu grundlegenden gesellschaftspolitischen Themen. Als er 1936 schwer erkrankte, quartierte sich seine engste Vertraute, Elisabeth Thodte, in seinem Haus ein, um ihn zu betreuen. Seine Töchter lebten nicht mehr, und das Verhältnis zu seinem Sohn war zerrüttet. Nach seinem Tod 1937 nahmen auf dem Friedhof etwa 400 Menschen Abschied von Heinrich Peus, darunter mein Großvater. Die freundschaftliche Beziehung zu Elisabeth Thodte hielten meine Großeltern über Peus’ Tod hinaus aufrecht. Als im Frühjahr 1939 die Schwester meiner Großmutter, Margarete Bartels, in Dessau in unmittelbarer Nachbarschaft zur Synagoge eine Zuschneidewerkstatt für Damenkleider eröffnete, übernahm die Damenschneidermeisterin Thodte das Zuschneiden. Meine Großmutter spezialisierte sich auf die Anfertigung von Plisseeröcken. Damit wurde die persönliche Freundschaft noch um eine berufliche Komponente erweitert. Indem er 1938 die Meisterwürde auch im Kraftfahrzeughandwerk erlangte, qualifizierte sich Oskar Jungk für die Ausbildung der Lehrlinge in der Firma Auto-Grabe. Auf diese Weise kam nun seine Fähigkeit der Wissensvermittlung zum Tragen, die bereits sein Volksschullehrer bei ihm wahrgenommen hatte. Bis zu seinem Ausscheiden aus der Autowerkstatt Ende 1962 bildete er mehr als 150 Lehrlinge aus. 1942 avancierte er zum Werkstattleiter und hatte die Arbeit der etwa 80 Mitarbeiter zu organisieren und diese anzuleiten. Im Verlauf des Krieges wurde die Hälfte der Belegschaft zum Militärdienst eingezogen. Um den Bedarf an Arbeitskräften auszugleichen, erhielt Auto-Grabe holländische und belgische Zivilinternierte und später französische Kriegsgefangene, darunter einige Spezialisten. Die verbliebenen, meist älteren Kollegen taten nach Darstellung meines Großvaters hinsichtlich Unterbringung, Arbeitskleidung und Verpflegung das Möglichste für die zwangsverpflichteten Arbeiter. Als diese nach Kriegsende in ihre Länder zurückkehrten, bedankten sie sich - 8 - nachdrücklich bei der Belegschaft der Auto-Werkstatt für die solidarische Unterstützung. Als im Verlauf des zweiten Weltkriegs Benzin und Dieselkraftstoff für den nichtmilitärischen Bereich rationiert wurden, entwickelte Oskar Jungk für die verschiedenen Kleintransporter und Pkw der umfangreichen Kundschaft von Auto-Grabe einen Holzvergaser, der die Flüssigkraftstoffe ersetzte. Diese Antriebsart kam auch noch in den ersten Nachkriegsjahren zum Einsatz. Durch ein unglückliches Zusammentreffen äußerer Umstände verbrannten in der Endphase des zweiten Weltkriegs fast sämtliche Ido-Schriftstücke meines Großvaters: Lehrbücher, eigene Aufzeichnungen und Korrespondenzen sowie die unzähligen Posteingänge. Beim vorletzten und zugleich größten Bombenangriff der Alliierten auf Dessau am 7. März 1945 stürzte eine Wand des mehrstöckigen Hauses ein, in dem die Familie Jungk wohnte. Daraufhin wurden alle Möbelstücke und sämtliches Inventar mit Ausnahme des Klaviers in eine Scheune auf dem Bauernhof der Vorfahren in Niesau ausgelagert. In diesem Gehöft hatte die Wehrmacht eine Stabsstelle eingerichtet. Nachdem sie den Ort geräumt hatte, zog die US-Army in Niesau ein und bestimmte ihrerseits den Jungkschen Hof zu ihrer Kommandozentrale. In Kenntnis dieser „Nachfolge“ und der örtlichen Gegebenheiten nahm die Wehrmacht den Bauernhof von der östlichen Seite der Mulde unter gezielten Artilleriebeschuss und setzte dabei die Scheune in Brand, in der Oskars Familie ihr gesamtes Mobiliar untergestellt hatte. Dieses wurde dabei restlos vernichtet – und damit auch fast alle Ido-Materialien. Das Klavier in der Dessauer Wohnung blieb unbeschädigt. Wahrscheinlich war es Elisabeth Thodte, die der spätere Ehrenpräsident der Internationalen Ido-Union Günter Anton an einem Sonntag im Jahr 1948 mit seinen Köthener Idisten in Dessau traf. In der Sonderausgabe des „Ido-Saluto!“, der Publikation der Deutschen Ido-Gesellschaft, zur Internationalen Ido-Konferenz 2012 in Dessau teilte er mit: „Bei dieser Gelegenheit führte mich eine alte Frau in ein Zimmer, wo viele Heftchen der zweisprachigen Bibliothek von Heinrich Peus waren und auch eine Ido-Fahne.“ Leider wisse er nicht, wo die Bibliothek und die schöne Ido-Fahne geblieben sind. Sicher sei alles verloren gegangen. Bevor Peus im April 1937 starb, hatte er Elisabeth Thodte seinen Nachlass mit der Verfügung übergeben, ihn aufzubewahren, bis man sich eines Tages würdigend seiner erinnere. Anfang der 1950er Jahre reichte Elisabeth Thodte den persönlichen schriftlichen Nachlass Heinrich Peus’ und die Fahne des Dessauer Ido-Vereins in einem großen braunen Reisekoffer an meinen Großvater als den letzten Vorsitzenden des Dessauer Ido-Vereins weiter. Sie verband dies mit der Maßgabe, den Nachlass später seiner Tochter Brunhild anzuvertrauen, von der sie wusste, dass - 9 - sie Lehrerin für Deutsch und Englisch im nahen Wörlitz und im dortigen Kulturbund engagiert war, „bis Heinrich Peus’ Zeit gekommen ist“. Diese Weitergabe erfolgte zwanzig Jahre später, kurz vor Oskar Jungks Tod. Mitte der 1980er Jahre hielt Brunhild Höhling, meine Mutter, die Zeit für gekommen, Peus’ bedeutsames gesellschaftspolitisches Erbe der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Den persönlichen schriftlichen Nachlass stellte sie als Dauerleihgabe dem Dessauer Stadtarchiv zur Verfügung. Ungeklärt bleibt, warum es in Dessau nicht gelang, an der Plansprache Ido Interessierte wieder in einem Verein zusammen zu führen. Ebenso ungeklärt ist der Verbleib von Peus’ zweisprachiger Bibliothek, die nach Günter Antons Darstellung den zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden zu haben scheint. Ohne dies schon entsprechend einordnen zu können, erlebte mein Großvater den Höhepunkt seiner Ido-Vereins-Mitgliedschaft zweifellos im Juli 1922 – mit dem II. Ido-Weltsprache-Kongress in Dessau, dessen einhundertster Jahrestag 2022 begangen wurde. Mit dem Volkshaus „Tivoli“, das Heinrich Peus und Heinrich Deist, Geschäftsführer des „Volksblattes für Anhalt“ und Mitglied des Dessauer Stadtrates, 1910 für die SPD erworben hatten, stand dem Dessauer Ido-Verein ein der Bedeutung des Kongresses angemessener Veranstaltungsort zur Verfügung. Wie aus der damals vom Dessauer Photohaus Lind angefertigten Fotografie zu schlussfolgern ist, zählte der Dessauer Ido-Verein vor 100 Jahren mindestens 33 Mitglieder, eine beeindruckende Zahl, die sicher in erster Linie auf das Wirken des charismatischen Heinrich Peus zurückzuführen ist. Peus sitzt auf diesem Gruppenbild in der Mitte der ersten Reihe, links neben sich seinen Enkel und zu seiner Rechten seine engste Mitarbeiterin Elisabeth Thodte. Mein Großvater steht in der dritten Reihe hinter Peus direkt vor der Fahne des Dessauer Ido-Vereins. Aus Anlass des 100. Jahrestages des Ido-Weltsprache-Kongresses wurde ein Replikat dieser Fahne angefertigt, das auf einem Ido-Informationsstand vor dem Dessauer Rathaus erstmals zum Einsatz kam.++

Bangladesh

Bona jorno, kara prezenta amiki ! Das muss wohl nicht übersetzt werden. Das ist Ido, eine bereits vor über hundert Jahren aus dem Espera...